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Lektoren im Portrait: Maike Mergler



Heute habe ich wieder ein Interview meiner Beitragsreihe »Die Buchwelt unter der Lupe« für euch! Dieses Mal verlassen wir aber die Autorenwelt und gehen einen Schritt weiter. Wo landet ein Manuskript, nachdem es fertig geschrieben ist? Na hoffentlich bei einem Lektoren. Und idealerweise landet das noch nicht ganz fertige Buch in so fähigen Händen wie denen von Maike Mergler.


Vielleicht kennt jemand von euch Maike bereits. Wahrscheinlich weniger als Lektorin, aber dafür als Bloggerin von Maikes Privatbibliothek. Vor allem wenn ihr mir auf Facebook folgt, seit ihr sicher schon auf Aktionen aufmerksam geworden, die wir beide gestartet haben. Denn wir kennen uns jetzt schon einige Jahre. Für mich zählt sie zu den besten Bloggern da draußen, Und natürlich auch zu meinen engsten Blogger-Freunden. Vor einiger Zeit hat sie sich auch als Lektorin selbstständig gemacht und sich so einen kleinen Traum erfüllt. Da ich für meine Beitragsreihe eine Lektorin oder einen Lektoren interviewen wollte, war es für mich sofort klar, dass ich Maike fragen würde, ob sie Lust darauf hätte. Und siehe da: ich hab sie ausquetschen dürfen :D Sie erzählt euch etwas über sich, wie es dazu kam, dass sie Lektorin wurde und natürlich auch, wie der Job als Lektorin wirklich ist. Gerade für diejenigen unter euch, die wissen wollen, worauf ihr am Besten bei der Lektorenauswahl achten solltet oder überlegt, selbst einmal Lektoren zu werden, könnt ihr hier einiges dazu lernen.


Ich wünsche euch viel Spaß mit dem Interview. Maikes Kontaktdaten und sämtliche Links findet ihr ganz am Ende.


 

Als allererstes wäre es schön, mehr über dich zu erfahren. Erzähl uns ein bisschen was über dich.

Schönen guten Mormibendacht – ich hoffe, ich habe mit dieser kleinen Wortneuschöpfung alle Tageszeitlichen Grüße abgedeckt! Ich bin Maike und liebe es mit Sprache zu spielen.

Sobald ich lesen konnte, war ich von Büchern nicht mehr weg zu bekommen. In die kleine örtliche Bibliothek ging es schon recht bald nur noch, um zu fragen, ob sie neue Bücher reinbekommen hätten. In den dreiwöchigen Urlaub fuhr ich mit einem halben Meter Lesestoff und musste vor Ort meist noch ein Buch kaufen… darunter waren selten altersgerechte Bücher. Ich las zwar das, was die Kinder und Jugendlichen in meinem Alter lasen, aber eben auch alles andere.

Meine Lehrer unterstellten meinen Eltern sogar, dass sie von mir verlangen würden, mehr von der Schullektüre zu lesen als die Hausaufgaben vorsahen. Das Gegenteil war der Fall! Ich sollte schlafen gehen, während draußen noch bestes Leselicht war!

Daher dachte ich, es sei eine gute Idee, mit anderen meine Leidenschaft zu teilen, Kinder an Buchstaben heranzuführen, miterleben zu dürfen, wie sie lesen lernen… kurz gesagt: Ich studierte Grundschullehramt mit den Hauptfächern Englisch und Philosophie. Was man da lernt, geht weit darüber hinaus, wie man Wissen an diese Altersgruppe vermittelt und hat mir großen Spaß gemacht. Die Realität im Schulalltag hat mich dann etwas ernüchtert.

Jetzt lebe ich in einem zweisprachigen Haushalt mit Deutsch und Englisch, habe meinen alten Beruf an den Nagel gehängt und mich als Lektor selbstständig gemacht.


Wie kamst du darauf, Lektorin zu werden? Hattest du schon immer den Wunsch, das mal als Beruf zu machen?

Ich denke, nach meiner Vorstellung dürfte klar sein, dass ich diesen Beruf nicht schon immer auf dem Schirm hatte. Wäre dem so gewesen, hätte ich wahrscheinlich etwas anderes studiert. Heute bin ich aber sehr froh, dass es so gekommen ist. Durch das sehr umfassende Studium habe ich Einblicke in viele Fächer bekommen und wertvolle Strategien für meinen Arbeitsalltag lernen dürfen.

In den Lektorenberuf bin ich trotzdem auch erst hineingewachsen. Es begann mit dem Bloggen über Bücher. So fand ich meine kritische Stimme. Weiter ging es als Testleser, wo ich entdecken durfte, dass ich tatsächlich konkret benennen kann, an welchen Stellen etwas verbessert werden sollte und auch Ideen und Lösungsansätze entwickeln kann. Fehler haben mich irgendwie schon immer angesprungen. Es machte Spaß und daraus wurde dann Ernst, sobald ich hier und da fallen ließ, dass ich das gern beruflich machen würde. An dieser Stelle möchte ich insbesondere den Autoren der ersten Stunde danken, die den Sprung mit mir gewagt haben, mir ihr Vertrauen geschenkt und mich empfohlen haben.


Ich kann mir vorstellen, dass der Alltag und das Arbeiten als selbstständige Lektorin nur schwer unter einen Hut zu bekommen ist. Wie machst du das?

Ich habe früher tatsächlich geglaubt, dass ich nicht so gut darin sei, im Homeoffice zu arbeiten. Etwas ironisch, wenn man dann Lehrer werden will. Ich habe aber schnell festgestellt, dass Selbstdisziplin stark an Motivation und Leidenschaft gekoppelt ist. Ich setze mir jeden Tag realistische Ziele, verzeihe mir aber auch, wenn ich sie wegen äußerer Umstände nicht erreiche. Dafür schaffe ich an anderen Tagen mehr als ich mir vorgenommen habe. Das gleicht es dann wieder aus. Wie in jedem Beruf, insbesondere aber im kreativen Bereich, muss man eine Sache manchmal für ein paar Minuten ruhen lassen, ehe man eine zündende Idee hat. Das kennt wahrscheinlich jeder. In dieser Zeit muss man ja nicht untätig rumsitzen und Däumchen drehen. Andere holen sich an ihrem Arbeitsplatz ein Getränk und unterhalten sich kurz auf dem Flur. Ich mache dann eben einen kleinen Handgriff im Haushalt. Sein eigener Herr zu sein heißt, dass ich mir frei einteilen kann, wann ich arbeite. Ich nutze sehr gerne To-do Listen und setze klare Prioritäten. Damit fahre ich ganz gut.


Jetzt aber mal zu den grundlegenden Dingen. Wie läuft ein Lektorat eigentlich ab? Wie kommst du in Kontakt mit Autoren oder an Manuskripte? Welche Schritte gehst du mit den jeweiligen Autoren, bis wir als Leser das Buch in der Hand halten? Wie viele Durchgänge gibt es?

Bisher muss ich sagen, hat mir das Bloggen sehr viele ungeahnte Türen geöffnet. Zu mir kommen überwiegend Autoren, die mich als Blogger kennen und solche, denen ich empfohlen werde. Es kommt aber auch vor, dass ein Verlag mit einem Manuskriptangebot um die Ecke biegt. Es läuft so, dass zuerst gefragt wird, ob ich im Moment oder zeitnah Kapazitäten frei habe, oder schonmal eine bestimmte Zeit im Jahr für ein Projekt blocken könnte. Man spricht über Genre und Umfang des Manuskripts und darüber, was man von seinem Gegenüber erwartet. Ich frage auch gern, ob der Autor selbst Wünsche an den Text hat. Empfindet er irgendeine Stelle noch nicht als rund, weiß den Finger aber nicht in die Wunde zu legen?

Wenn man sich noch nicht kennt, finde ich an dieser Stelle ein kostenfreies Probelektorat wichtig.

Generell macht man, je nach Vereinbarung, ein oder zwei komplette Durchgänge und so viele Korrekturschleifen, in denen man sich neue Stellen und Veränderungen anschaut, wie das Werk benötigt. Das ist der kleine Ausschnitt, den ich betreue. Davor hat der Autor vielleicht schon eine Handvoll Testleser um ihre Meinung gebeten. Nach mir kommt nicht die Sintflut, sondern das Korrektorat, der Buchsatz und dann erst der Druck.


Das hier wird wahrscheinlich die meisten Leser brennend interessieren: wie gehst du vor, wenn du deinem potenziellen Kunden einen Preis für das Lektorat nennst? Hast du feste Preise pro Seite, orientierst du dich an irgendetwas Speziellem?

Die Preisfindung ist individuell abhängig von den Wünschen des Autors, sowie des zu erwartenden Arbeitsaufwands und findet immer vor Projektbeginn statt. Ich möchte an dieser Stelle daher keine konkreten Zahlen nennen, sondern lediglich anmerken, dass bisher alle zurückgemeldet haben, dass sie mit den aufgerufenen Preisen im Vorfeld gerechnet hatten. Auch deshalb empfehle ich hier nochmals ein Probelektorat. Dabei geht es nicht nur darum, euren potenziellen Lektor kennenzulernen und sich mit dessen Arbeitsweise vertraut zu machen. Ihr gebt dadurch auch mir und anderen meiner Zunft die Möglichkeit, zu einer Einschätzung bezüglich des Zustands des Manuskripts zu gelangen. Was immer gleich bleibt ist, dass wir am Ende des Tages von Normseiten sprechen. Eine Normseite entspricht 1500 Zeichen inklusive Leerzeichen.


Hast du gewisse Autorinnen und Autoren, mit denen du immer wieder arbeitest?

Oh ja! Und ich bin sehr froh und dankbar für meine Stammautoren! Es zeigt mir, dass sie die Arbeit mit mir schätzen. Schließlich bucht man niemanden zweimal, bei dem man sich nicht wohlfühlt, oder der keine gute Arbeit abliefert. Wenn es fleißige Schreiber sind, die im Jahr mit mehr als einem Auftrag ankommen, plane ich das gerne vorab schon ein. Außerdem lernt man sich mit jedem Buch ein bisschen besser kennen.


Was macht für dich den Beruf als Lektorin so besonders? Könntest du dir vorstellen, dass dir der Job eines Tages keinen Spaß mehr macht?

Mich reizt besonders die Abwechslung. Jede Geschichte ist anders und in meinen Recherchen lerne ich interessante Dinge und bilde mich so stetig weiter. Jedes Buch gibt mir seinen ganz eigenen Aha-Moment. Manchmal durch seinen Inhalt, manchmal durch Randkommentare mit den Autoren. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass es mir eines Tages einmal keinen Spaß mehr machen könnte, weil ich in meiner Arbeit vor allem selbst gern für Spaß sorge. Ich kommentiere schließlich nicht nur die Stellen mit Verbesserungspotenzial, sondern feiere auch besonders schöne Stellen, Formulierungen oder einzelne Wörter. Manchmal bringe ich Anekdoten an und lese wahnsinnig gerne die Antworten auf all diese Randbemerkungen.


Du bist ja auch noch Bloggerin und liest entsprechend recht viel, wenn du mal dazu kommst. Hat sich dein Blick auf einen Text eigentlich verändert, seitdem du Bücher lektorierst? Achtest du mehr auf Fehler, wenn du ein Buch zum Spaß liest, als früher?

Sagen wir lieber, dass ich Fehler mittlerweile besser verstehe. Als ich als Blogger das erste Mal mit besonders fehlerhaften Büchern in Kontakt gekommen bin, war ich einfach nur entsetzt, dass sowas existiert. Ich hatte davor nur gut lektorierte Sachen gelesen.

Ich kann nicht sagen, dass ich mehr auf Fehler achte. Sie begegnen mir einfach. Ich finde es nur spannend, wie viele oft noch stehen geblieben sind. Ich kann darüber hinwegsehen, weil ich weiß, dass das normal ist. Vollkommen fehlerfreie Bücher gibt es nicht. Mich interessiert die Fehlerdichte. Ich finde man sollte sie in einer Rezension erwähnen, wenn sie wirklich auf jeder Seite zu finden sind.

Als Lektor habe ich auf dieses Phänomen einen anderen Blick. Wenn ich weiß, dass ein Kollege am Buch gesessen hat, dann kann ich mir denken, dass die Fehlerdichte zuvor ungleich höher war. Bei manchen erkenne ich sogar die Entstehung durch eine Korrektur. Man muss sich vor Augen halten, dass wir alle Menschen sind, die nur einen gewissen Prozentsatz finden können.


Gibt es Dinge oder Kriterien, die bei dir dafür sorgen, dass du ein Manuskript sofort ablehnst?

Meist sind Ablehnungen mit aktuellen oder persönlichen Umständen verbunden. Ich habe schon aus zeitlichen Gründen ablehnen müssen, weil ich gerade an einem Projekt saß und ein Autor mit einem festen Veröffentlichungsdatum an mich herantrat, welches ich nicht hätte halten können.

Ich lehne auch dann ab, wenn ich weiß, dass der Autor und ich uns menschlich nicht gut verstehen. Wenn man diesbezüglich kein gutes Gefühl hat, ist eine Zusammenarbeit wenig zielführend.

Das sind Dinge, die real schon passiert sind.

Ich würde aber auch ablehnen, wenn ich mich mit einem Thema oder Genre nicht vertraut fühle. Dein Horrorbuch oder Thriller ist bei mir definitiv falsch, weil ich sowas auch privat noch nie in Händen gehalten habe. Bei Sachbüchern wendet man sich ja schließlich auch an einen Fachmann auf dem jeweiligen Gebiet... und ich würde ablehnen, wenn die Inhalte des Buches mit dem Gesetz in Konflikt stünden. Das sind so die Gründe, die mir spontan einfallen. Mal schauen, was mir in Zukunft noch begegnet.


Hättest du die Möglichkeit: würdest du weiterhin als selbstständige Lektorin arbeiten, oder lieber fest bei einem Verlag angestellt sein?

Wenn die Möglichkeit bestünde, würde ich wirklich gerne fest bei einem Verlag arbeiten. Warum auch nicht? Ich könnte dort das tun, was ich liebe, hätte weitere spannende Aufgaben, könnte meine Fremdsprachlichen Kenntnisse noch besser nutzen als jetzt, würde viele spannende Leute kennenlernen, hätte täglich Kollegen mit derselben Leidenschaft um mich, die Sicherheit eines festen Gehalts und wäre nicht, wie jetzt, von der Auftragslage abhängig. Das wäre doch sehr angenehm. Und wenn es mir widererwarten nicht gefallen sollte, dann könnte ich immer noch zurückgehen und mein eigenes Ding machen.


Was würdest du als die größte Herausforderung als Lektorin bezeichnen? Und wie gehst du damit um?

Für mich persönlich sind das Dinge, die wenig mit der eigentlichen Hauptaufgabe zu tun haben. Alles, was mit Zahlen zu tun hat zum Beispiel. Der steuerliche Krimskrams, der gemacht werden muss. Wie ich damit umgehe? Ich delegiere an die Zahlenfreaks in meiner Familie.


Was glaubst du, ist der größte Fehler, den ein selbstständiger Lektor machen kann?

Derselbe Fehler, den alle Kreativen wahnsinnig gern machen… sich unter Wert verkaufen, weil man froh über die Anfrage ist und die Arbeit liebt. In dem Moment lässt man es nicht nur mit sich machen und ist damit insgeheim kreuzunglücklich, sondern macht leider auch die Branche kaputt und den Mittbewerbern das Leben schwer. Denn Autoren gewöhnen sich an Dumpingpreise und nehmen sie zum Maßstab für Gehaltsverhandlungen. Es wäre ein Trugschluss anzunehmen, man bekäme dadurch mehr Aufträge als andere. So viele Bücher, wie jährlich das Licht der Welt erblicken… glaubt mir, es sind genug für alle da. Ich halte es daher für einen weiteren großen Fehler, die Kollegen als Konkurrenz zu empfinden. Wenn man in Freundschaftlichem Austausch mit Mitbewerbern geht, könnte es sogar sein, dass sie Aufträge, die sie selber nicht übernehmen können an dich abgeben.

Der wirklich größte Fehler wäre allerdings Fehlerfreiheit zu versprechen. Es ist ein Gerücht, dass sich recht hartnäckig hält, dass Lektoren und Korrektoren alles finden (müssen). Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Selbstverständlich hat man an sich persönlich den Anspruch. Wenn man den nicht hat, braucht man den Job nicht machen, aber wir sind Menschen und dem sollte man Rechnung tragen.


Was würdest du sagen, sind die größten Fehler, die ein Autor bei der Suche nach Lektoren machen kann?

Nur auf den Preis zu gucken, oder wie bekannt derjenige wirkt. Ich würde immer etwas recherchieren. Ist derjenige zum Beispiel selbst Autor, schau in die Leseproben und achte besonders darauf, ob derjenige selbst einen Kollegen bemüht.

Bei Erstkontakt keine Arbeitsprobe zu verlangen ist ein grober Fehler, den hoffentlich keiner von euch macht. Im besten Fall bietet der Lektor das schon von sich aus an.

Nur einen Dienstleister für das eigene Buch in Anspruch zu nehmen, halte ich für unklug. Klar, ein Paketpreis könnte euch Geld sparen, aber hilft es wirklich in Sachen Qualität? Frische Augen sehen einfach mehr als solche, die den Text bereits kennen. Wäre es anders, würden Autoren ihre eigenen Klopper ja selbst auffallen und bräuchten niemanden, der sie aus dem Buch fischt.

Anschließend daran und analog zum größten Fehler der Lektoren hier natürlich auch: Erwartet keine Fehlerfreiheit. Die gibt es nicht. Messt euren Dienstleister nicht daran was stehen geblieben ist, sondern an der Menge, die er gefunden hat.


Jetzt kommen wir langsam, aber sicher zum Ende. Mittlerweile hast du ja schon einige Sachen lektoriert, und so auch schon viele Erfahrungen sammeln können. Was würdest du als den größten Lernfaktor für dich bezeichnen? Ist dir etwas passiert, aus dem du etwas gelernt hast, was du seitdem anders machst?

Wie bereits erwähnt, nehme ich aus jedem Buch etwas für mich mit. Den größten Lernfaktor insgesamt habe ich aber wohl bei Fachartikeln aus dem Literaturbereich. Die sind sowas wie Mini-Fortbildungen für mich. Liebe ich total! Der ein oder andere Artikel hat meinen Fokus schon beeinflusst oder tieferes Verständnis für die technischen Hintergründe eines Plot Aufbaus vermittelt. Es ist ein tolles Erlebnis, wenn man sein eigenes Gespür mit Theorie verknüpfen kann und auf diese Weise ein Werkzeug an die Hand bekommt, welches es einem ermöglicht, das Gefühl konkret zu benennen. Im Zusammenspiel ist das für den Autor, der mir gegenübersitzt, vielleicht nicht wichtig, aber für mich persönlich ist es mindestens interessant.


Hast du ein Buch lektoriert, das dir mittlerweile ganz besonders am Herzen liegt? Wenn ja, warum? Was macht das Buch so besonders?

Die Frage ist wirklich schwer zu beantworten. Mir liegen alle meine Projekte sehr am Herzen und ich wünsche jedem einzelnen Buch viel Erfolg auf dem Markt. Allerdings habe ich bei zweien das große Kribbeln.

Das erste Buch, für das ich bezahlt worden bin, ist noch immer nicht auf Deutsch erschienen. Auf Englisch steht dafür der zweite Band kurz vor der Veröffentlichung. Ich habe es erst neulich wieder gesucht und würde wirklich gerne wissen, was aus Hopp Lola Hopp geworden ist. Es ist ein zuckersüßes Kinderbuch über ein Stoffhäschen was verloren geht und dadurch ein spannendes Abenteuer erlebt. Und nein, es besteht keine Ähnlichkeit zu Hase Felix.

Etwas aktueller und auch noch nicht erschienen, ist meine erste Zusammenarbeit mit einem großen, bekannten Verlag. Freut euch auf einen kuscheligen Liebesroman in den Alpen Südtirols! Liebe mit Bergblick von Heidi Troi erscheint am 1.6. bei Piper!


An was arbeitest du gerade? Kannst du uns verraten, von welcher Autorin oder welchem Autor du aktuell etwas lektorierst, oder ist das noch streng geheim?

Demnächst darf ich an einem Fantasyroman arbeiten. Das Projekt selbst ist noch dermaßen geheim, dass ich weder den Namen der Autorin noch den Titel des Buches kenne. Mir ist lediglich der Pitch an den Verlag bekannt, auf dessen Basis ich entscheiden durfte, ob ich die Bearbeitung übernehmen möchte. Das ist eine vollkommen neue Erfahrung für mich. Superspannend, nicht wahr?


Welche Tipps würdest du jemandem geben, der selbst als Lektor arbeiten und sich als solcher selbstständig machen möchte?

Man sollte sich in erster Linie gut vernetzen und seine Leidenschaft zum Lesen teilen. Ein Internetauftritt ist meiner Meinung nach heutzutage unabdingbar.

Viel und breit aufgestellt zu lesen ist sehr wichtig. Man nimmt nicht nur viel für sein eigenes Ausdrucksvermögen mit. Altes und neues in möglichst vielen Genres zu kennen, bewahrt einen hoffentlich auch davor, dass einem ein Plagiat oder eine Fanfiction durch die Lappen geht.

Das übliche Handwerkszeug wie der Umgang mit der Plot Entwicklung, den Figuren und Brüchen in der Logik sollte genauso da sein, wie sichere Kenntnisse in Rechtschreibung und Grammatik. Man braucht ein gut trainiertes Gedächtnis, um auch nach 200 Seiten noch zu wissen, dass diese eine kleine Information nicht zu etwas vorgenanntem passt. Joa und dann der ganze steuerliche Kleinkram, ne? Anmeldung als Selbstständiger beim Amt, ab wann ist ein Eintritt in die Künstlersozialkasse möglich oder sinnvoll? Reinfuchsen, wie eine Rechnung korrekt auszusehen hat… dem angehenden Lektor muss klar sein, dass zu dem Beruf nicht nur der hübsche Korrekturpart gehört, sondern auch das ganze wirtschaftliche Drumherum! Bei deinen Preisen musst du deine Miete, Versicherungen und deine Lebenshaltungskosten mit einbeziehen… das ist viel Rechnerei und langweiliges Businessgedöns, was leider wichtig ist.


Wenn jetzt eine Autorin oder ein Autor auf dich aufmerksam geworden ist, und dich gerne beauftragen würde, wie kann man dich erreichen?

Am allerbesten erreicht man mich über meine Mailadresse: maike.mergler@outlook.de

Wer sehen möchte, was ich bisher bearbeitet habe, kann natürlich zuerst auf meine Website gehen und von dort ein Formular abschicken. https://maikemergler.wixsite.com/lektoratmmergler

Wer es informeller bevorzugt, der kann mich natürlich auch über Facebook oder Instagram anschreiben. Hier betreibe ich einen Buchblog namens Maikes Privatbibliothek, auf dem ich neben gelesenen Büchern auch meine Projekte vorstelle.


Das hier ist jetzt aber wirklich meine letzte Frage. Hast du noch irgendwelche abschließenden Worte (Tipps, Empfehlungen, etc.)?

Vielen Dank an dich, dass ich mich hier vorstellen durfte und für all die Mühe, die du in die Fragen gesteckt hast! An dieser Stelle empfehle ich, mit größtem Vergnügen, alle Romane von Walter Moers, der insbesondere (aber nicht ausschließlich) Literaturfans richtig viel zu bieten hat. Man kann seine Geschichten als reine Fantasy Abenteuer lesen, oder zwischen den Zeilen spannende Ostereier entdecken.

 

Vielen lieben Dank an Maike, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Für all diejenigen, die ihr jetzt die Bude einrennen, weil sie sie unbedingt als Lektorin haben wollen (was euch absolut niemand übel nehmen kann): ihr habt ja jetzt alle Links und Informationen, wie ihr sie kontaktieren könnt :D

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