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Autoren im Portrait: Anna Katmore




Heute kann ich euch endlich das erste Interview meiner neuen Beitragsreihe »Die Buchwelt unter der Lupe« präsentieren! Es ist mein Ziel, mit der Interview-Reihe mehr über den Prozess zu lernen, den eine Idee gehen muss, bis wir Leser sie als Bücher in den Händen halten können. Und welch besser Startpunkt gäbe es, als mich mit zwei wunderbaren, talentierten Autorinnen zu unterhalten? Auf meinen Social Media Seiten hatte ich deshalb einen Aufruf gestartet, und nach Autoren gesucht, die sich bereit erklärt haben, sich von mir ausfragen zu lassen. Und diese beiden sind mir besonders ins Auge gestochen. Deswegen habe ich heute und morgen zwei super spannende Interviews für euch dabei!


Als aller erstes durfte ich Anna Katmore interviewen. Ihr kennt sie vielleicht als die Autorin von Büchern wie »Herzklopfen in Nimmerland«, »ELOYN«, »The Secret Vampire« oder »Seventeen Butterflies«, um nur ein paar wenige zu nennen. Für alle Fans von Letzterem gibt es übrigens super Nachrichten:

Annas neustes Buch »Winternachtsflüstern« erzählt die Geschichte einer der Protagonisten aus »Seventeen Butterflies«. Darüber erzählt sie euch aber selbst. Ich kann euch aber noch schnell verraten, dass der zweite Band der Dilogie bereits in wenigen Tagen erscheint. Ihr könntet also beide Bücher direkt nacheinander lesen ;)




Anna hat mit all ihre Bücher über viele Jahre hinweg sehr viele Erfahrungen machen können, was das Schreiben und Veröffentlichen von Büchern angeht. Und das Ganze sowohl auf dem deutschen, als auch auf dem englischen Buchmarkt! Auch darüber erzählt sie uns ein bisschen was. Sie hat aber auch wertvolle Tipps für alle, die darüber nachdenken, Bücher im Selfpublishing zu veröffentlichen.


Nun wünsche ich euch aber viel Spaß mit dem Interview. Annas Social Media Links findet ihr ganz am Ende.


 

Als aller Erstes wäre es schön, mehr über dich zu erfahren. Erzähl uns ein bisschen was von deiner Karriere als Autorin – wie bist du an den Punkt gekommen, an dem du gerade bist?


Hallo Tamara und alle Büchermäuschen, die das hier lesen!

Danke, dass ich hier sein und meinen Senf zu ein paar Würstchen geben darf. :) Ich würde jetzt gerne sagen, ich versuche, mich kurz zu fassen, aber da ich bereits alle anderen Fragen beantwortet und mir diese hier bis zum Schluss aufgehoben habe, muss ich leider gestehen, ich habe bei dem Versuch kläglich versagt. 😅

Da wir in den späteren Fragen aber noch sehr viel mehr auf das Thema Karriere als Autorin eingehen werden, möchte ich diese Frage gerne anders beantworten, wenn du erlaubst.

Wie bin ich an den Punkt gekommen, an dem ich jetzt bin?

Durch harte Arbeit und ständige Weiterentwicklung. Nicht nur was das Schreiben und das Self-Pub betrifft, sondern auch mein Innerstes. Meine Prinzipien, meine Persönlichkeit und mein Werte.

Ich lebe sehr bewusst, genieße, was es zu genießen gibt, und nehme jede Herausforderung des Lebens mit einer Dankbarkeit an, die ich früher nicht empfinden konnte. Krisen haben mich wachsen und erkennen lassen. Rückschläge wurden mein Anlaufweg für einen neuen Sprung nach vorn. Und oft ins Unbekannte. Aber das ist es, was das Leben für mich ausmacht und was ich daran schätze!

Ich habe nie aufgegeben, egal, wer oder was sich mir in den Weg gestellt hat. Wenn jemand sagte: „Das schaffst du sowieso nicht!“, war das für mich der Anreiz, ihm zu zeigen, wo er sich irrt. Und wenn mich eine Sache wirklich mal überfordert hat, dann hab ich mich zwei Minuten hingesetzt, vielleicht auch mal geheult, aber dann habe ich mich selbst wieder am Genick hochgezogen und angefangen, die Dinge zu bewältigen. Schritt für Schritt.

Und genau aus diesem Grund habe ich es bis zu dem Punkt geschafft, an dem ich heute stehe. Aber auch das ist noch lange nicht das Ende. ;)





Wie kamst du eigentlich zum Schreiben? Hattest du immer das Bedürfnis, deine eigenen Geschichten zu schreiben oder hat dich ein bestimmtes Buch oder Ereignis dazu inspiriert, mit dem Schreiben anzufangen?


Ich habe Geschichten immer schon auf eine ganze besondere Weise geliebt. Früher, als Kind, dachte ich, das geht allen so. Jeder empfindet diese Sache und überhaupt die ganze Welt genauso intensiv wie ich. Erst viele Jahre später, als ich schon lange erwachsen war, habe ich herausgefunden, dass es nicht so ist.

Ich war ein sehr melancholisches und teilweise wirklich depressives Kind, weil auch die Umstände meiner Kindheit und Jugend viel Traurigkeit in mir erschaffen haben. Mit 15 habe ich dann zum allerersten Mal für mich entdeckt, dass ich mich und meine unbenennbare Sehnsucht (die andere als Depression bezeichnen) mit dem Schreiben einer Geschichte heilen kann. Zumindest bis zu einem bestimmten Grad. Damals war ich total verliebt in die Kelly Family. Ich weiß gar nicht, ob die heute noch irgendjemand kennt. Ich habe angefangen, eine Geschichte in Form eines „Fantasy-Tagebuches“ zu schreiben. Damals mit Bleistift in ein schwarzes Notizbuch. In dieser Geschichte bin ich von zu Hause ausgebüxt, nach Deutschland abgehauen und wurde von der Kelly Family aufgenommen. Wer mich heute kennt, weiß natürlich, dass es auch damals schon eine Liebesgeschichte sein musste. Ohne Romantik geht es einfach nicht. :)

Das war der erste Kontakt für mich mit der wirklichen Magie des Schreibens. Andere betrinken sich oder knallen sich mit Drogen weg. Für mich reicht es, wenn ich mich an den Schreibtisch setze und die Worte aus mir heraussprudeln lasse. Sie machen etwas sehr Besonderes mit mir … weil sie mich geistig, aber gefühlt auch körperlich in völlig andere Welten tragen. In Welten, in denen es schön ist. Harmonisch. Spannend. Und voller Knistern. ;) Geschichten zu schreiben, ist für mich wie eine Zauberformel, um Dinge zu erleben, die nur sehr wenige Menschen auf dieser Welt verstehen können. Wenn du dich selbst so sehr in einem Buch verlieren kannst, dass es wehtut, am Ende wieder in die irdische Realität zurückzukehren, dann weißt du vielleicht ein bisschen, wovon ich spreche. Multipliziere das Gefühl mit 1000 und du bist da, wo ich bin. Denn ich lese ein Buch nicht nur für 2 Tage. Ich lebe monatelang durchgehend in der Geschichte und mit den Charakteren. Sie lassen mich all das, was sie fühlen, selbst auf einer Herzensebene fühlen, für die es keine Benennung mehr gibt. Nur so kann ich die Geschichten auch wirklich „in diese Welt schreiben“ …





Ich kann mir vorstellen, dass es manchmal schwierig sein kann, den Alltag, das Schreiben und alles, was als Selfpubisherin so zu tun ist, nur schwer unter einen Hut zu bekommen ist. Wie machst du das? Hast du bestimmte Zeiten, an denen du schreibst? Oder irgendwelche „Marotten“, die beim Schreiben durchkommen?


Früher war es schwierig, als ich noch einen anderen Job hatte und mein Sohn noch klein war. Da musste ich mir die Zeit wirklich einteilen, was unglaublich doof ist, denn ein kreativer Prozess lässt sich nicht an einer Uhrzeit festnageln.

Als ich gemerkt habe, dass meine Geschichten aber die Welt berühren – damals noch hauptsächlich die amerikanische Welt, weil ich meine Bücher zuerst auf Englisch geschrieben habe – wurde mir sehr schnell klar, dass ich etwas an meinem Alltag verändern muss. Denn das „Nichtschreibenkönnen“, weil es die Zeit nicht zulässt, war innerlich ein sehr schmerzhaftes Gefühl.

Ich habe 2014 meinen Job in der Finanzwirtschaft gekündigt und bin seither Vollzeit-Autorin zu Hause. Meine Familie weiß inzwischen auch, dass ich meine Zeit brauche, wenn wieder eine Geschichte aus mir heraus will. Mein Mann übernimmt bei uns zu Hause sehr viele Tätigkeiten, wenn ich in andere Welten abtauche. Das kann oft wochenlang am Stück sein. Und damit meine ich von 6:00 Uhr morgens bis Mitternacht.

Marotten beim Schreiben habe ich nicht direkt. Ich merke nur, dass ich wie ein eingesperrter Tiger in einem viel zu kleinen Käfig werde, wenn ich nicht sofort schreiben darf, wenn die Geschichte aus mir raus will. Zu solchen Zeiten bin ich völlig unbrauchbar in dieser Welt. 😅





Du bist ja schon recht lange Autorin. Hat sich bei deinem Schreibprozess irgendetwas geändert, seitdem du ernsthaft begonnen hattest, Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen?


Ja. Ich höre meinen Charakteren noch intensiver zu und versuche nicht mehr, bestimmte Situationen nach meinen Wünschen zu lenken. Man könnte sagen, die Zusammenarbeit klappt heute viel besser als früher, weil ich sie komplett in mich reinlasse und nur noch das aufschreibe, was sie mir erzählen. ;)





Wenn du Ideen für mehrere Geschichten hast – wie entscheidest du, welche du schreiben möchtest? Schreibst du einfach, wozu du schnell die meisten Ideen hast, oder ist das bei dir eher abhängig davon, was dir einfach besser gefällt? Spielt vielleicht auch eine Rolle, was gerade auf dem Buchmarkt beliebt ist?


Es spielt NIEMALS eine Rolle, was gerade auf dem Buchmarkt beliebt ist. Ich schreibe immer das, was in mir brennt und herausmöchte. Das hat für mich mit Respekt vor den Charakteren und meiner Verantwortung als Medium zu tun.

Sobald ich in eine Geschichte eintauche, ist da auch kein Platz mehr für eine zweite. Deshalb würde ich auch niemals ein Buch lesen, während ich selbst eines schreibe. Ich bin ein 100%-Mädchen. Ganz oder gar nicht. Ein Zwischendrin gibt es für mich nicht.

Allerdings kommt es manchmal vor, dass ich eine Geschichte anfange und das Band zu den Charas aber nach einer Weile wieder abreißt. Ich gehe dann immer davon aus, dass jetzt einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt für sie selbst ist. Oder ich kann sie einfach noch nicht so deutlich hören. Früher habe ich mich dann gezwungen in der Geschichte zu bleiben, was ein richtig unangenehmer Prozess war, weil ich oft wochenlang vor dem Computer saß und kein einziges Wort aus meinen Fingern kam.

Heute respektiere ich diese Phasen. Ich mache dann entweder etwas komplett anderes – wie z.B. eine Reise oder vermehrt mit Freunden abhängen. Oder ich gebe einer anderen Geschichte diesen freien Raum, falls da noch eine wäre.





Du veröffentlichst deine Bücher selbst. Hast du dich von vorneherein für den Weg als Selfpublisherin entschieden? Was hat dich dazu bewegt, deine Bücher selbst zu veröffentlichen?


Ja, ich veröffentliche selbst, und nein, das wollte ich zu Beginn eigentlich nicht. Weil das da nämlich noch gar nicht möglich war. Diese besondere Chance wurde uns Autoren erst vor ein paar Jahren geboten. Davor waren wir absolut darauf angewiesen, dass diese eine Person, die dein Manuskript auf den Schreibtisch bekommt, deinen Stil mag und deine Geschichte für „markttauglich“ befindet. Wenn du mich fragst, ist das ein entsetzlicher Prozess, weil wir wissen, dass die persönliche Meinung niemals das ganze Land abdeckt. Dadurch gingen in der Vergangenheit Tausende Geschichten verloren.

Denk nur mal an J.K. Rowling. Ihr Buch wurde unzählige Male von Verlagen abgelehnt, bis sie diese eine richtige Person gefunden hat. Und heute kennt ihre Geschichte die ganze Welt.

Ich habe damals selbst versucht, mein erstes Buch an einen Verlag zu bringen. Zugegeben, mein Englisch war damals noch nicht so perfekt wie heute und ich habe es aus Leidenschaft (oder wohl eher, weil meine Charaktere allesamt Englisch sprechen 😅) auf Englisch geschrieben. Irgendwann war dann aber doch ein Verlag dabei, der es haben wollte. Zu dem Zeitpunkt wurde aber gerade auch das Selfpublishing aktuelle und ich habe einen kurzen, spritzigen Jungenroman einfach ganz allein herausgebracht. War damals unglaublich viel Lern- und Lesearbeit, aber ich mag solche Dinge. Ich bin ein Perfektionist und Workaholic. Und so kam an Weihnachten 2013 mein erstes Buch auf den englischen Markt und nach 4 Wochen hatten es bereits 25.000 Menschen gekauft.





Hättest du die Möglichkeit gehabt, hättest du dich für einen Verlag entschieden?


Ich habe es mit Folgebüchern hier und da versucht. Es war aber immer eine schreckliche Entscheidung und ich weiß heute, ich möchte nicht mit Verlagen zusammenarbeiten, die meinen kreativen Prozess nicht verstehen und ihn behindern. Außerdem tun Verlage heutzutage tatsächlich nur noch sehr wenig für dich, außer du hast dir bereits einen großen Namen geschaffen, aber wozu dann überhaupt noch einen Verlag nehmen? Das ist, als würdest du für deine Arbeit 100 Euro geschenkt bekommen, und dann schenkst du 75 Euro davon einem Wildfremden, einfach weil du ein netter Mensch bist.

Für Autoren, die sich nicht all die Dinge selbst machen können, die ich mir mache, wie Cover, Buchsatz, Werbeaktionen, und sich auch nicht wirklich selbständig in der Publishing-Welt bewegen wollen oder können, ist ein Verlag aber sicher eine gute Alternative. Anfänger mit Talent aber ohne fundiertes Wissen über das richtige Schreiben (was ich nebenbei in Workshops und Einzeltrainings auch unterrichte), sollten aber auf jeden Fall entweder mit einem Verlag, oder sonst mit einem wirklich guten Lektor zusammenarbeiten, um ihr Buch auch im Self-Publishing glänzen und herausstechen zu lassen.





Hattest du falschen Vorstellungen vom Selfpublishing, bevor du diesen Weg gegangen bist? Was denkst du, sind die am weitesten verbreiteten Vorstellungen, die Autoren generell zu haben scheinen?


Ich hatte dazu gar keine Vorstellungen, weil es mich total überrascht hat, dass es das überhaupt gibt. Und so war zu Beginn fast alles eine wirklich wunderbare Erfahrung für mich. Ich habe es auch nicht als Beruf gesehen, sondern einfach als eine Möglichkeit, meine Geschichte von vielen Menschen lesen zu lassen.

Ich habe damals auch nicht mit einem wirklich großen Erfolg oder einem Geldsegen gerechnet. Ich dachte, wenn so viele Menschen meine Buch kaufen, dass ich einmal schön mit meiner Familie in Urlaub fahren kann, wäre das wunderbar. Es kam dann anders. Viel schöner. Aber dass das eine Ausnahme vom Regelfall des Publishings ist, war mir immer klar. Ich hatte wohl einfach unbeschreibliches Glück. :)

Aber ich glaube, die verbreitete Meinung von Newcomern ist auch heute immer noch: ich schreibe ein Buch und lade es einfach hoch. 100.000 Leute lesen es, ich werde reich und muss nie wieder arbeiten. 😅

So ist es nur leider nicht immer.





Was würdest du als die größte Herausforderung als Selfpublisherin bezeichnen? Und wie gehst du damit um?


Die größte Herausforderung ist, die Freude an der Sache nicht zu verlieren. Wer Bücher schreibt, weil er davon leben muss, gerät sehr schnell unter einen unangenehmen Druck, der allen Spaß aus dem Prozess nimmt.

Ich war selbst an dem Punkt und er hat mich beinahe zerstört.

Heute schreibe ich wieder einzig und allein für mich selbst, wenn sich eine Geschichte innerlich ankündigt. Es ist der schönste Prozess auf der Welt für mich. Wenn mir das Buch am Ende gefällt, veröffentliche ich es. Und wenn nicht, dann nicht.

Ich rate allen Schriftstellern, ihre Leidenschaft niemals in dem Maße zum Beruf zu machen, dass sie schreiben MÜSSEN, um am Ende des Monats die Rechnungen bezahlen zu können. Bleibt in eurem Job, was immer das ist, und schreibt einfach nur aus Liebe zu den Worten, den Charakteren und den Geschichten. Und macht dann das Beste draus.

Eine zweite große Herausforderung, die aber stark hiermit zusammenhängt, ist die Sichtbarkeit. Es werden pro Woche im deutschsprachigen Raum wohl an die 1.000 Bücher veröffentlicht +/-. Hier als Neuling noch von den Lesern gesehen zu werden, ist wirklich schwer bis fast unmöglich.





Was würdest du sagen, ist der größte Fehler, den ein Self-Publisher machen kann?


Der größte Fehler eines Indie-Autors ist meiner Meinung nach die eigene Fehleinschätzung. Anfänger glauben sehr oft, wenn nicht sogar immer (ja, ich war auch mal eine Anfängerin), dass, egal, was sie schreiben, es einfach super, wunderschön und somit auch markttauglich ist. Dem ist aber nicht so.

In erster Linie stehen beim Schreiben natürlich IMMER der Spaß und die Leidenschaft im Vordergrund. Jeder sollte schreiben, was ihm oder ihr im Herzen brennt. Und ein paar begeisterte Leser finden sich immer, meist im Freundeskreis oder in der Familie.

Um damit aber auch eine große Masse von unvoreingenommenen Menschen gut unterhalten zu können, braucht es dann doch etwas mehr. Es gibt Techniken und Tricks beim Schreiben, die einen haushohen Unterschied zwischen ein paar leeren Worten und wahren Kopfkino ausmachen. Wer sich als Autor nicht die Mühe machen will, das alles zu lernen, egal wie, der sollte dann auf jeden Fall großen Wert auf die Zusammenarbeit mit einem andere Autor oder Lektor legen, der den geschriebenen Text in eine Form bringt, die den Leser auch packt.

Außerdem findet man als Autor eines Textes NIEMALS die eigenen Fehler. Ein paar, ja. Aber das sind vielleicht 5% vom Ganzen. Deshalb ist es fatal, einfach eine Geschichte zu schreiben und sie dann auch ohne professionelle „Glanzpolierung“ einfach zu veröffentlichen. Das wird diesem Autor sehr wahrscheinlich gleich zu Beginn ein paar negative Rezensionen einbringen, das Buch wird nicht mehr gekauft und gelesen, und der Autor verzweifelt. Er wird dann wahrscheinlich lange kein Buch mehr schreiben, weil er das Vertrauen in sein Talent verliert. Was unglaublich schade ist. Denn es stecken viele tolle Geschichten in vielen wunderbaren Menschen. Man muss halt einfach darauf achten, dass man auch großartige Arbeit abliefert, wenn man dafür von den Lesern bezahlt wird. Das hat sehr viel mit Respekt zu tun, wenn du mich fragst.





Hat Selfpublishing sich verändert, seitdem du als Autorin veröffentlichst?


Ja. Ein bisschen. Der Markt ist von Büchern überschwemmt und man muss ordentlich strampeln, um in dem Geschichtenmeer noch den Kopf über Wasser halten zu können.





Welche Tipps würdest du neuen Autoren geben, die ihre Bücher selbst veröffentlichen möchten?


Kommt in meinen Workshop! :)

Nein, ernsthaft! Ich würde allen, die ein Buch veröffentlichen wollen, das die Leser auch wirklich begeistern soll, raten, einen wirklich guten Schriftstellerkurs zu belegen. Lest gute Bücher über das Schreiben an sich, lernt besonders effiziente Techniken, analysiert eure eigenen Lieblingsbücher, um herauszufinden, warum euch besondere Textstellen so sehr ansprechen. Und dann bleibt immer demütig. Seid dankbar für alles, was andere Autoren oder auch Blogger für euch tun, und bewahrt euch immer die Freude an der Zeit mit euren eigenen besonderen Charakteren.





Welcher Aspekt des Selfpublishing gefällt dir am besten? Beziehungsweise was würdest du als den größten Vorteil gegenüber dem Veröffentlichen über einen Verlag bezeichnen?


Ich habe gerne alle Stricke selbst in der Hand. Als Perfektionist gebe ich ungern Verantwortung ab. Mir gefallen auch oft Verlagscover nicht, wobei ein Autor sehr wenig Mitspracherecht hat, und es ist für mich ein No-Go, dass jemand meinen Stil oder meine Geschichten überhaupt essenziell verändert. Das Self-Pub erlaubt mir, die absolute Kontrolle über meine Kreationen zu behalten. Ich mag das. :)





Was würdest du im Gegensatz dazu als den größten Nachteil des Selfpublishing bezeichnen? Glaubst du, es gibt irgendetwas, was du als Autorin bei einem Verlag geboten bekommen könntest, was dir jetzt fehlt?


Self-Pub ist sehr kostenintensiv. Man muss sich um einen Lektor, ein Korrektorat, Covergestaltung, Buchsatz, Marketing, Werbung, Reisekosten und einiges mehr kümmern. Wer sich das von Anfang an nicht leisten möchte oder kann, ist bei einem Verlag vielleicht besser aufgehoben.

Es ist aber auch wichtig, zu verstehen, dass Selfpublishing viel Arbeit bedeutet. Und wer diese Arbeit nicht mag und lieber die Verantwortung abgibt, ja, auch der sollte sich um einen Verlag bemühen.





Wo wir gerade bei Marketing sind - als Bloggerin interessiert mich das hier brennend: wie wichtig ist die Zusammenarbeit von Autoren und Bloggern für dich? Gibt es etwas, was du dir von der Bloggerszene wünschen würdest oder etwas, was besonders hilfreich für dich ist oder wäre?


Hm. Das ist jetzt mal eine schwierige Frage.

Erstens bin ich nämlich nicht mehr die Autorin, die unbedingt nach Erfolg und enormer Sichtbarkeit strebt. Ich schreibe, weil es mir ein Herzensbedürfnis ist, egal, ob die Bücher dann auf den Markt kommen oder nicht. Das ist für viele Autoren aber anders, darum ist die Zusammenarbeit mit Bloggern für andere Autoren viel wichtiger als für mich.

Lass mich das kurz erklären:

Als Indie-Autor hast du ja, wenn du dich selbst ernst nimmst, wirklich um einiges mehr Kosten als ein Verlagsautor. Werbungen schalten oder Pressemitteilungen kosten unsagbar viel Geld. Darum ist es wunderbar, dass es hier eine Gruppe von lieben Menschen gibt, die einen Autor mit ihren Beiträgen so großartig und auch noch kostenfrei unterstützen. Diese Möglichkeit sollte unbedingt genutzt, aber auch wertgeschätzt werden.

Ich selbst habe auch eine Handvoll (ja, inzwischen sind es wirklich nur noch so wenige) von unglaublich süßen Bloggerinnen in meinem Kreis, die sich immer wieder freuen, wenn ich ihnen ein neues Buch schicken kann. An dieser Stelle möchte ich diesen wundervollen Mädels auch ein riesiges DAAAAAAANKESCHÖN zurufen!

Ich nehme immer gerne neue Blogger in meinen Kreis auf, aber ich bemühe mich nicht mehr aktiv darum, welche anzuwerben, weil mir die Öffentlichkeit und Sichtbarkeit eben nicht mehr so wichtig sind. Veröffentlichen ist für mich nur noch ein Bonus zum unglaublich schönen Prozess des Schreibens selbst.

Was ich mir aber doch wünschen würde, wenn ich dürfte, ist … dass Respekt vor der harten Arbeit eines Autors wieder mehr Wertigkeit bei manchen Bloggern erhält. Ich habe in den letzten Jahren oft gelesen, wie besonders bekannte Blogger Bücher in der Luft zerrissen haben und sie sogar einen Griff ins Klo nannten. Die Bücher selbst kannte ich nicht, aber ich weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt. Ein Blogger weiß das oft nicht. Wüsste er es, würde er solche Dinge nicht sagen. Und schon gar nicht öffentlich vor einer Anhängerschaft von mehreren Tausend Menschen, was dem Buch dieser Autorin wirklich, wirklich schaden kann. Und das auf Grund einer persönlichen Meinung, die einzig vom eigenen Geschmack abhängt.

Für mich wäre es eine schöne Veränderung, wenn Blogger und auch andere Rezensenten einfach nur noch nette Worte über Bücher schreiben. Oder sonst halt gar nichts, wenn sie die netten Worte nicht empfinden können.

Hier ist mein Rat an alle Blogger, die einen Kick daraus erhalten, anderer Menschen Werke niederzumachen, um sich selbst dadurch besser zu fühlen: Setzt euch doch mal hin und schreibt selber ein Buch. Dann reden wir weiter. :)





Als wie wichtig würdest du Marketing als Selfpublisherin beschreiben? Wie gehst du vor?


Wenn du als Autor gesehen werden willst, ist Marketing essenziell! Blogger, Zeitungsartikel, Social Media, Lesungen und andere Präsenz. Les dich in die Materie rein, erkundige dich, wo du nur kannst, mach deine Hausaufgaben und nutze alles aus, was die Welt dir bietet.

Für mich persönlich ist es absolut unwichtig geworden. Warum, habe ich oben schon erklärt. :)





Du hattest mir erzählt, dass du deine Bücher meist zuerst auf Englisch schreibst, und sie dann ins Deutsche übersetzt. Entsprechend kann man deine Bücher auch auf dem englischsprachigen Buchmarkt finden. Deshalb würde es mich interessieren, ob du Unterschiede zwischen dem Deutschen und Englischen Buchmarkt festgestellt hast. Gibt es welche, die du berücksichtigen musst, wenn du deine Bücher bewirbst?


Englisch war lange Zeit eine ganz besondere Leidenschaft von mir. Und die Charaktere, die sich bei mir gemeldet haben, kamen alle irgendwie Englisch auf mich zu. 😅

Im Grunde ist es toll, die Bücher mehrsprachig anbieten zu können, weil sie ja auch von mehr Menschen gelesen werden. Meine Bücher wurden inzwischen tatsächlich in mehrere Sprachen übersetzt. Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Niederländisch. Das alles wäre nicht möglich gewesen, wenn ich sie nur auf Deutsch geschrieben habe, weil der internationale Markt nun mal mehr auf die Englischen Bücher schaut.

Außerdem hatte ich zu Beginn den Vorteil, dass der englischsprachige Markt tausendmal größer ist als der deutsche. Wie ich schon sagte, hatte ich mit meiner ersten Veröffentlichung unglaubliches Glück. Aber mir wurde damals eine Tür geöffnet, die mein Leben verändert hat.

Heute ist es leichter, auf dem deutschen Markt gesehen zu werden, weil natürlich auch in englischer Sprache der Buchmarkt mit Neuerscheinungen überschwemmt wird. Und das multipliziert mit dem Faktor 1000. Du kannst dir also vorstellen, was DAS für eine Menge Bücher sind. Hier noch gesehen zu werden kommt einen Gewinn im Lotto nahe.





Wenn du am Buchmarkt eine Sache ändern könntest: was wäre es und warum? Was sollte sich ändern, dass Autoren es leichter haben, ihre Bücher an den Leser zu bringen?


Ich würde die Sterne-Bewertungen abschaffen. Ihr wisst gar nicht, wie weh es einem Autor tut, wenn jemand sein Buch als „schlecht“ bezeichnet. Und das in aller Öffentlichkeit. Das ist, als würde jemand dein Baby hässlich nennen. Dazu hat niemand das Recht, weil es eine subjektive Meinung ist, die aber oft als objektiv von anderen Lesern empfunden wird.





Jetzt kommen wir langsam aber sicher zum Ende. Und wieder zurück zu deinen Büchern. Du hast immerhin schon einige geschrieben. Welches davon ist dein absolutes Lieblingsbuch, das wir unbedingt lesen sollten? Stelle es uns doch kurz vor.


Oh mein Gott, wie gemein bist du denn??!!! 😅

Ich hab vorhin gesagt, wenn jemand ein Buch schlecht bewertet, ist es, als würde er dein Baby hässlich nennen. Jetzt fragst du mich, welches meiner Kinder ich am liebsten mag. DAS GEHT NICHT! Hahaha. Und das sagt dir vermutlich auch jeder andere Autor. ;)

Aber … ich will dir trotzdem eine Antwort geben, mit der du vielleicht arbeiten kannst. Es ist immer das Buch, das ich gerade schreibe oder beendet habe. Weil ich das Feuer, das Knistern und die ganze Energie darin noch so intensiv wahrnehmen kann. Ich mag auch meine neueren Bücher etwas mehr als die ersten, aber nur auf Grund einer einzigen Sache: Damals habe ich in der Mitvergangenheit geschrieben. Das geht heute überhaupt nicht mehr für mich. Ich schreibe und lese ausschließlich Bücher in der Gegenwart. Das macht sie umso viel intensiver!

Aber wenn ich ein Buch vorstellen soll, dann wähle ich jetzt ganz spontan SEVENTEEN BUTTERFLIES, weil es einfach witzig, spritzig, ohne viel Drama und trotzdem absolut süß ist. Für Einsteiger in meine persönliche Buchwelt ist diese Geschichte gut geeignet. ^^


In dem Buch geht es um die 17-jährige Sandy, die noch nie geküsst wurde. Mit ihrem besten Freund Adrian (er ist der Held meiner aktuellen Neuerscheinung) ruft sie das First-Kiss-Projekt ins Leben und setzt alles daran, auf ihrer geheimen Geburtstagsparty endlich kuss-entjungfert zu werden.

Kurz zuvor kommen allerdings ihr großer Bruder und dessen bester Freund Thane vom College nach Hause. Und als Thane mitbekommt, was die süße Sandy vorhat, beschließt er, ihr die wahre Bedeutung eines ersten Kusses näherzubringen.





An was arbeitest du gerade? Kannst du uns einen kleinen Einblick in das geben, was wir als nächstes von dir erwarten können?


Ich habe erst vor drei Wochen mein letztes Buch zu Ende geschrieben und es ist am 23. Januar erschienen. Der Titel lautete: WINTERNACHTSFLÜSTERN (Liebe im Schnee, Band 1). Diese Geschichte ist mehr oder weniger die Fortsetzung von Seventeen Butterflies. Hier geht es nun aber um Adrian und seine erste große Liebe, die er ganz unerwartet im verschneiten Kanada findet.

Die Geschichte ist sehr viel länger als die von Sandy und auch sehr viel tiefgründiger. Darum gibt es 2 Teile. Band 2, NORDSTERNSPLITTER, erscheint schon am 30. Januar. :) Wenn es okay ist, würde ich hier aber statt einer Beschreibung einfach gerne den Klappentext herzeigen, weil ich denke, er verrät genau das richtige Maß über die Sache zwischen Adrian & North. ^^


Als ich im Winter nach meinem Highschool-Abschluss eine 6-monatige Auszeit in Kanada antrete, bin ich darauf eingestellt, eine Handvoll Pferde zu versorgen und ein paar Reparaturen rund um die Farm einer liebenswürdigen, alten Lady durchzuführen. Moonbreak Falls scheint die perfekte Zuflucht vor einer Welt voller Chaos, Familienstreitereien und Gefühlen zu sein, die ich jahrelang unter Verschluss gehalten habe. Gerade, als ich mich an den Rhythmus der kalten Tage gewöhnt habe, schneit jedoch Ruths Enkelsohn zur Tür herein. Der junge Eishockeyspieler sieht aus, als wäre ein Engel direkt aus der Hölle entstiegen, und treibt die Temperatur auf der Farm unerwartet weit nach oben. Er hat sich offen zum Ziel gesetzt, mein erster Männer-Kuss zu sein, und greift dafür zu Mitteln, die mein Herz in einem überraschend neuen Takt schlagen lassen. Was zum Teufel —? Ich will mich hier auf keinen Fall verlieben! Doch North Beckett kracht mit einer Intensität in mein Leben, auf die ich nicht vorbereitet bin, und plötzlich kann ich nichts anderes mehr tun, als nur noch Glühwürmchen zu zählen.





Das hier ist jetzt aber wirklich meine letzte Frage. Hast du noch irgendwelche abschließenden Worte?


Ja… allerdings vielleicht nicht unbedingt zum Thema Bücher.

Nimm das Leben nicht zu ernst. Sei mutig, um am Ende wirklich alle Erfahrungen gemacht zu haben, die du in diesem Leben machen kannst. Denn wenn es vorbei ist, bereust du vielleicht die eine oder andere Sache, die du nicht getan hast.


Liebe Tamara, es war mir eine Ehre und eine ganz besondere Freude, deine Fragen beantworten zu dürfen. Vielen Dank für diese wunderbare Einladung!


Von Herzen alles Liebe,

Anna



 

Liebe Anna, auch von mir ein dickes, fettes Dankeschön, dass du dir die Zeit genommen hast, all meine Fragen so ausführlich zu beantworten. Es hat mir wirklich wahnsinnig Spaß gemacht, dich besser kennen zu lernen. Das ist mit Sicherheit nicht das Letzte, was meine Leser hier von dir zu sehen bekommen ;)


Wenn ihr jetzt noch mehr über Anna und ihre Bücher lernen wollt, schaut unbedingt auf ihrer Website vorbei. Dort findet ihr nicht nur all ihre Bücher, sondern auch Leseproben dazu. Und natürlich noch vieles mehr. Vergesst auch nicht, auf Anna auf Facebook zu besuchen, um immer auf dem Laufenden zu bleiben.


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